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Tag 3 meiner Berlin Reise

Hier kommt eeendlich der Beitrag zu meinem Tag 3 in Berlin.

Bevor ich gefahren bin, war es so geplant, dass der Tag mein privater Berlintag werden sollte.

Es wurde allerdings ein Karuna-Family-Feeling-Day. Darum bin ich sehr froh.

In Berlin spielte sich mein obdachloses Leben am Zoo ab.
Ich war aber noch nie im Zoo.
Um es vorwegzunehmen, ja, scheiß Teil.

Trotzdem hatte ich das Gefühl, ich muss da einmal rein.
Nach diesem Text weiß ich, das war auch richtig so. Übrigens fühlte ich mich, als ich da so durch den Zoo lief und die wirklich nicht glücklich aussehenden Tiere sah, ein bisschen zurückversetzt in meine Obdachlosen Zeit.

Oft wirst du angegafft, komisch beäugt und von der ein oder anderen Organisation/Verein fast schon vorgeführt,
wenn mal wieder im Winter die ganzen Medien über die obdachlosen Menschen  berichten wollen.
Man lacht über dich.  Und du....
Du sitzt da, kannst dich nicht wehren, weil du sonst das böse Tier bist.

Du bist hinter einer Scheibe in dein Leben gezwängt und kannst nicht raus. Du kannst nicht einfach auf die andere Seite.
Es soll verhindert werden, dass du die Menschen belästigst. Menschen haben vor dir Angst. Klopfen aber zum Spaß an die Scheibe.
Manchmal auch doller. Sie sind fasziniert und wollen mehr über dich seltsames Wesen aus einer anderen Welt wissen.
Aber zu nahe kommen...bloß nicht!

Dir machen aber auch diese Menschen Angst.

 

 

Tier und Mensch geht es schlecht!

Bei obdachlosen Menschen wird oft von Schuld gesprochen.

Warum und was das soll,
habe ich bis heute nicht ganz begriffen,
aber das ist ein anderes Blog Thema.

Bei Zootieren wird oft argumentieren,
dass sie ja froh seien sollen,
die Chance zu haben, im Zoo zu leben.
Es ginge ihnen dort besser.

Man muss kein großer Tierexperte sein,
um zu sehen,
dass das für die Tiere im Berliner Zoo nicht gilt.

Übrigens auch nicht für den Menschen am Zoo Berlin.
Aber selbst da gibt es ja Menschen,
die sagen,
die leben freiwillig auf der Straße.

 

Dieser Tag hatte aber auch noch andere Seiten. Viel Gefühl....

Die Seite, dass es wirklich schön ist, einmal mit Menschen zu sprechen, die einen verstehen.

Nein, ich fühle mich von euch allen nicht unverstanden, aber ihr könnt mir "nur" zuhören.
Ihr könnt mich aber nicht verstehen.
Verstehen im Sinne von ich habe es auch erlebt und weiß, was du damit und damit meinst.

Ihr könnt euch nicht in einer Art mit mir unterhalten, wo du einen Satz anfängst und der andere ihn beendet, weil er genau weiß,
was dann kam, wie man sich gefühlt hat.

Das kann nur ein Betroffener oder ehemals Betroffener, Betroffene.

Da ich aber auch aus der Welt der aktuell betroffenen Menschen raus bin, ist es schwierig.
Bei den Einen raus, bei den Anderen nie richtig drin. So fühlt es sich manchmal an.


Dabei wäre es manchmal gut sich 1, 2 Mal im Jahr sich auszutauschen zu können.
Heißt, auch seine Gefühle von heute zu thematisieren oder die Probleme,
die auch heute noch auftauchen aber auch seine Erfolge, Wünsche usw die man hat.

Diesen Austausch hatte ich aber in Berlin. Er tat mir wirklich gut. Auf einer Treppe sitzend quatschten über unsere Erfahrungen, Gedanken und unser heutiges Leben.
Was es manchmal schwer macht.
Wie man sich im wohnenden Leben fühlt. Ja, auch, dass es schwer ist, zwischen diesen Gesellschaften zu sein.
Manchmal fühlt man sich wie ein Alien auf dem falschen Planeten. Auf den anderen Planeten gehörst du aber auch nicht und möchtest dort auch gar nicht mehr hin. An dem Tag hatte ich endlich einen anderen Alien - wie ist die weibliche Form - gefunden und fühlte mich nicht so anders.

Mein Kieferchirurg sagte mal zu mir; "Es ist doch toll, etwas besonders zu sein."
Nein! Nicht, wenn man es immer ist.
Ich wäre gerne einfach mal normal. Was haben Menschen gegen das Normalsein eigentlich.

Wir redeten auch darüber, wie wir uns heute einsetzen. Das wir mit unserer Geschichte anderen Menschen helfen.
Das wir Gehör finden wollen für die Kinder, die unseren Weg noch gehen werden oder gerade dabei sind.
Die Kinder, die immer noch oft als das Problem angesehen werden, anstatt mal an anderer Stelle zu gucken.

Das wir uns starkmachen. Das wir stark sind.

Der Tag war sehr toll. Danke dir/euch dafür, ich weiß, du liest das hier.

 

Ich teile mit euch etwas ganz persönliches.

Eine Karte und ein Text, es ist schön, dass es mich gibt
Und der Esel nennt sich nicht zuletzt 😉 Ich bin nämlich der wichtigste Mensch in meinem Leben, weil ohne mich, gäb es mich nicht 😉

Nachmittags verabschiedeten wir uns und mein Weg ging zurück zum Hotel.

Allerdings musste noch eine wichtige Sache erledigt werden.

Es ging zum Zoo, wen wundert es noch von euch?

 

Dort kaufte ich eine Karte, schrieb etwas drauf und versah sie mit einer Briefmarke.

Adresse drauf.

Draußen am Zoo gestanden mit dieser Karte in der Hand und Sie ganz bewusst in den Briefkasten geworfen.

Diese Karte ist etwas ganz Besonderes für mich.

In Düsseldorf habe ich das auch schon gemacht.

Mhh müsste es eigentlich auch noch aus Kirkkonummi (Finnland) machen.

 

Auf einer Karte steht; Glaube niemals, ddu kannst etwas nicht schaffen. Denke immer an diese Reise nach Berlin. Denke daran, was du alles geschafft hast. Glaube für immer an dich. Viele Grüße von J.J. Zoo
Glaube niemals, ddu kannst etwas nicht schaffen. Denke immer an diese Reise nach Berlin. Denke daran, was du alles geschafft hast. Glaube für immer an dich.

Ach, ich schweife mal wieder ab. Ich war wirklich müde, man muss ja einfach auch daran denken, dass ich nicht gesund bin. Was viele vergessen und ich manchmal auch.

Auf jeden Fall beschloss ich zurück zum Hotel zu laufen.
Der Weg führte mich wieder an Matratzenlagern, Brückenschlafplätzen und hoffnungslos aussehenden Menschen vorbei.

Wisst ihr eigentlich, wie scheiße das Gefühl ist, dann in ein Hotel zu gehen und dort schlafen zu können, ohne verbale oder körperliche Über/Angriffe schlafen zu können.

Als ein Mensch mit 4 Sternen behandelt zu werden.

Gehe ich zur Rezeption und sag ey Kollega, ich will jetzt ach Keene Ahnung, ich wüsste ja noch nicht mal, was für Sonderwünsche ich überhaupt haben könnte oder sollte. Noch nicht Mal als Gag fällt mir hier etwas ein.

Ich hab doch alles. Bett. Dusche. Fenster. Türe. Wärme. Sicherheit.

 

Alles da!

Und wenn derselbe Mensch, nämlich ich auf der Straße gefragt habe, wie viel Uhr es ist, hat mir niemand geantwortet.
Oder schlimmer, ich wurde angepöbelt. Wenn ich sagte, anstatt einen Kaffee möchte ich einen Tee, dann war ich die undankbare Pennerin.

Ich hatte eben keine 4 Sterne!

An diesem Abend hatte ich sie und wusste noch nicht einmal warum.

An diesem Abend habe ich mich beschissen mit 4 Sternen gefühlt. Weil ich keine 4 Sterne bin, woher habe ich die eigentlich plötzlich?
Kann man die an andere Menschen, die sie eher brauchen spenden?

Ich bin ein Mensch, sollte das nicht reichen, um gut behandelt zu werden? !

Leider konnte ich den Bewohnern und Bewohnerinnen der Straßen in Berlin nicht einfach zurufen;" Ey, du musst nur das machen, dann bekommst du 4 Sterne und bist etwas wert für die Gesellschaft. Steh einfach auf und ...."
Ja, was und dann?

Das ist das Gefühl, was mich manchmal echt zerreißt. Was mir manchmal die Tränen in die Augen treibt.
Ich werde dafür bewundert, was ich geschafft habe.

Das ich es "DA" weg geschafft habe. Ja, es wird oft ein ominöses „DA“ genannt.

WTF, ich habe aber doch gar keine Ahnung, wie ich das angestellt habe.

Warum werde ich dafür gefeiert?
Und warum schaffe ich es nicht, anderen einfach ein Rezept in die Hand zudrücken und zu sagen, das musst du machen, dann schaffst du es auch.

Alle Sätze, die mir heute einfallen würden, hätte ich früher dem gegenüber um die Ohren geklatscht und das zu recht!

Halte durch. Du schaffst das. Du musst nur…...und zig andere nichtssagende Sätze!

Gleichzeitig sind bei diesen ganzen Gefühlen, Trauer, manchmal auch Wut, immer das Gefühl auch dabei von, ich habe es geschafft!

Ich habe es geschafft, obwohl niemand, auch ich selber nicht mehr an mich geglaubt habe!

Ich lebe. Ich liebe. Ich lache.

Ich frag mich heute aber, warum hat mir damals keiner zugehört?!

Heute hängen die Menschen aber gebannt an meinen Lippen und ich weiß oft gar nicht, warum.

Vielleicht hast du ja eine Antwort darauf und kannst Sie mir in den Kommentaren schreiben.

Bleibt sauber und fröhlich gesund.

 

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