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Mein Besuch im Zentrum am Zoo

Bild vom Kaffee Kochen auf dem zeltplatz
So eine Kleinigkeit, kann so viel Luxus bedeurten

Am 13. September habe ich mich kurzentschlossen, mit Schlafsack, Zelt und Isomatte im Rucksack auf den weg nach Potsdam gemacht. Nein, ich bin nicht so mit Geld gesegnet, dass ich mir das mal eben leisten kann. Ich bin mit anderem Reichtum gesegnet.

Aber die Bahn hatte eine Aktion für Abonnenten, noch einmal 2 Wochen kostenlos durch Deutschland zu reisen. Also juckelte ich fast 9 Stunden nach Potsdam.

Am selben Tag abonnierte das Zentrum am Zoo meinen Account @einmal_absturz_und_zurueck auf Instagram.
Wie bei jedem neuen Follower, habe ich dort eine kurze Willkommensnachricht geschrieben, mit dem Zusatz, dass ich morgen in Berlin bin.

Eine Einladung ins Zentrum folgte und ich freute mich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, sowie ihre Arbeit dort kennenzulernen.


Nach fast 9 Stunden schlug ich in Potsdam mein Zelt auf einem TV bekannten Zeltplatz auf, wie mir dort gesagt wurde.
Da ich keinen TV besitze, war mir das nicht bekannt.

Nach einer erholsamen Nacht, machte ich mir Kaffee auf meinem Gasirgendwas mit Aufsatz, ging Duschen und machte mich auf den Weg nach Berlin.

In Berlin wollte ich Nachmittags auch noch Dagmar von dem Instagram-Account @ stadt.gespraeche treffen.
Wir beide hatten eine Woche vorher eine tolle Interview Aufnahme und wollten uns jetzt auch einmal im Real-Life kennenlernen.

Das Ergebnis davon könnt ihr euch bald auf dem Account angucken.

 

Was ist das Zentrum am Zoo -ZaZ-

Um 13 Uhr war ich am Bahnhof-Zoo und ging zum ZaZ.
Das war schon komisch.
Dort war nämlich früher die Wache.
Übrigens stellt die DB das Gebäude 25 Jahre Mietkostenfrei zur Verfügung.


Man empfing mich freundlich und sagte Stefanie und Susann Bescheid, dass ich da war.

In der Zeit, wo ich wartete, guckte ich mir die sehr beeindruckende Ausstellung „Kein Raum“ von der Fotografin Debora Ruppert an.

Sie hat dort Begegnungen mit obdachlosen Menschen festgehalten, um ihnen in der Ausstellung einen Raum, eine Stimme und ein Gesicht zu geben. Sehr sehenswert.
Sie macht auch noch weitere Projekte dieser Art. Besucht gerne ihren Account auf Instagram. @debora.ruppert.photography

Während ich die Bilder mir anguckte, lief ich im Austellungsraum rum und plötzlich stand ich vor meiner Vergangenheit.
Keine Sorge, das hat mich nicht negativ getriggert. Ich musste mich dadurch an eine lustige Geschichte erinnern.


Den Rest der Information zum ZaZ findest du unter der lustigen Geschichte. Da ich, wie immer, mal wieder abschweife.

 

Wenn du plötzlichen an einem vergangenen Ort stehst

Ja, ich weiß, ich lebte zu der Zeit auf der Straße und es gibt Menschen, die nicht so ganz verstehen, dass ich aus der Zeit etwas als lustig empfinde.


Auf jeden Fall stand ich vor einer, geöffneten alten Zelle.

Ich wurde am Zoo mal aufgegriffen, trotz dass keine Vermisstenanzeige vorlag.

Der Hintergrund war, dass der Polizist meinte, dass man in dem Alter nichts am Zoo zu suchen hat, egal ob vermisst oder nicht.

Naja er hat es ja gut gemeint. Allerdings sagten meine Adoptiveltern ihm, das sie mich nicht abholen kommen. Sie wollten mich nicht, ich sie nicht.

Kommen mussten sie trotzdem, ob sie wollten oder nicht. Da sie aber aus dem Ruhrgebiet nach Berlin fahren mussten und das einige Stunden dauerte, musste man mich -mit vielen Entschuldigungen seitens der Polizeibeamten und Beamtinnen- in eine Zelle packen.

Die Türe dieser Zellen gingen nicht bis zum Boden und es waren auch nur Gittertüren. Allerdings hatte ich ein Haustier dabei, worüber sich die weiblichen Beamten nicht so freuten. Soki (Sorgenkind) meine kleine Ratte.
Ich versicherte, das Soki nicht von der Zellenpritsche runter springen würde aber das alles nutzte nichts, eine Beamtin bekam frei und ging lieber nach Hause.

Die Beamten haben mich dann wirklich sehr nett behandelt, mir Essen gebracht und auch der Beamte, der mich eingesackt hat, hat sich länger mit mir unterhalten und dachte wirklich es wird alles besser, wenn ich wieder nach Hause gehe.Wie wir alle wissen, hat das ein bisschen länger gedauert mit dem Besser werden.

Bis heute bin ich ihm aber dankbar, dass mir da zumindest jemand mal keine Lügen unterstellt hat, sondern einfach zugehört hat.

Und nu‘ stand ich vor dieser Zelle.
War clean. Setze mich für obdachlose und süchtige Menschen ein. Erzähle meine Geschichte und wusste, was ich kann und wer ich bin. Das sah damals in der Zelle anders aus. Da wusste ich gar nichts mehr.


Als Stefanie und Susann kamen setzten wir uns zu einem Gespräch zusammen. Sie erzählten mir, was das Zaz ist. Welche Botschaft das ZaZ vermitteln möchte und was sie dort anbieten.

Mich hat sofort beeindruckt, dass mit mir auf Augenhöhe gesprochen wurde. Als ehemalige Betroffene ist das nicht immer der Fall. Eine Zusammenarbeit ist dann von meiner Seite auch ausgeschlossen.

Aber was ich noch toller finde, dass das Zentrum am Zoo für die ganze Gesellschaft ist.
Für wohnende und nicht wohnende Menschen. Ein Raum für jeden. Dort kann man als wohnender Mensch all seine Fragen stellen, kann wirkliches Wissen über Wohnungslosigkeit und Obdachlosigkeit erfahren. Als nicht wohnender Mensch wird dir dort ein Raum gegeben, um sichtbar zu werden.

Der wohnenden Gesellschaft zu zeigen, „hallo wir sind da“ und wir werden sichtbar aber auch verständlicher. Ich denke nämlich, dass es wirklich an Wissen, Aufklärung fehlt.
Dass die meisten wohnenden Menschen nicht aus böser Absicht wohlbekannte Sätze wie, „jeder kann in Deutschland, keiner muss, selber dran schuld, die wollen nur nicht“, weiter getragen werden. Sondern aus Unwissenheit oft Sätze der Eltern als Glaubenssatz verinnerlicht wurden ohne sie zu hinterfragen.
Wie auch? Kommt man doch kaum in Berührung mit dem Thema.

Das ZaZ und mittlerweile immer mehr Einrichtungen wollen und werden das ändern.

Das Gespräch war wirklich sehr informativ. Und auch mir wurden viele Fragen gestellt. Ich hatte mal wieder das Gefühl ich bin eine unheimlichee Quasselstrippe aber wenn es um „mein“ Thema geht, dann bin ich einfach Feuer und Flamme und versuche dem Gegenüber so viele Antworten wie möglich zu geben. Was natürlich trotzdem immer nur ein kleiner Teil des Ganzen ist.

Es war mal wieder zu wenig Zeit für zu viel Fragen. Aber es war nicht unser letzter Kontakt.

Wenn eine weitere Zusammenarbeit und Projekte spruchreif sind, berichte ich euch natürlich auf meinem Blog darüber.

Es wurde in der Zelle noch ein Bild von mir gemacht für das Projekt #eurearmutgehtmich an und dann machte ich mich auf den Weg zum Alex um dort Dagmar zu treffen.

Informationen zu @stadt.gespraeche.

Ein paar Informationen zu Dagmar und dem Instagram Account @stadt.gespraeche.

Mehrere Studenten und Studentinnen starteten anfangs das Ganze als Uni-Projekt.
Mittlerweile wird der Account von 2 Studentinnen weiter betrieben.


Es gibt 3 Themenstränge:

Sie lassen Obdachlose Menschen zu Wort kommen. Lassen sich ihre Geschichten erzählen, wie sie leben, für was sie sich interessieren und was sie sich wünschen.

Organisationen erzählen von ihrer Arbeit, um einen größeren Einblick und Wissen drüber zu bekommen. Passanten und Passantinnen erzählen von schönen Begegnungen, die sie mit Menschen auf der Straße gemacht haben. Erzählen, wie sie unterstützen.

Auch Zahlen, Daten, Fakten, sollen nicht zu kurz kommen. Hier wollen Sie vor allem auf/-erklären. Wie viele Menschen leben auf der Straße?

Was können Gründe sein?

Zum Beispiel, was ist der Unterschied zwischen Wohnungs- und Obdachlosigkeit?



Auch sie wollen mit ihrem Engagement aufklären und Hemmschwellen abbauen.

Das Thema mehr in den Fokus rücken. Gerade über Instagram wollen sie eine junge Zielgruppe erreichen, sie für das Thema sensibilisieren.

Am Alex konnte ich mir dann noch @Kompass_mc live anhören, auch ihn findet ihr auf Instagram. Seine texte haben mich sehr berührt.

Mit Dagmar ging es dann in ein kleines Café und wir redeten und redeten. Natürlich war das Thema Obdachlosigkeit dran. Sie fragte mich einiges und ich berichtete von meinem früheren Leben aber auch von meinen Gefühlen. Ich fragte aber auch viel, zu dem Projekt, zu ihrem Leben.
Finde es immer faszinierend, wenn Menschen so ganz anders aufgewachsen sind. Und mich interessiert dann ihr damalige und heutige Sicht auf das Thema.
Zack waren ein paar Stunden rum, auch wir hätten noch länger weiter reden können.

Ein Zelt steht auf der Wiese
My Home. My Castle.

Um 22.30 war ich zurück auf dem Zeltplatz, hundemüde aber mit ganz vielen neuen Begegnungen.
Für die ich immer noch sehr dankbar bin.

Am folgenden Tag hieß es dann ausspannen.
Ich ging spazieren und konnte in Ruhe die Geschehnisse und Eindrücke vom Vortag noch mal Revue passieren lassen.

2 Tage später ging dann mein Weg auch wieder zurück nach Hause. Mit viel Neuem im Rucksack.

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