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Gesellschaftliches Tabuthema und meine eigene Sorge.

Vorgeschichte

Gestern hatte ich eine Podcastaufnahme. Ich wusste nicht so ganz, was auf mich zukommt, weil ich die Person auf der anderen Seite gar nicht kannte.

Nach der Aufnahme merkte ich, dass ich mich komisch fühlte. Generell bin ich sehr achtsam mit mir, wenn ich über mein früheres Leben rede, warum mir das dann auch schnell auffiel.

 

Es war wirklich im Zusammenhang mit dem, was ich in dieser Aufnahme gefragt wurde.

Es ging unter anderem darum, wie ich mein Geld für die Drogen verdient habe.

 

 

 

Ein Weg im Wald mit dem Text Verurteile meinen Weg nicht wenn du ihn selber nie gegangen bist.
Auch ich möchte keinen Weg verurteilen.

Es ist kein Problem zu sagen, wie ich Geld gemacht habe, sondern es ist eine Sorge in mir, wie die Gesellschaft mich sieht, dadurch. Weil es ist ja auf Video, die ganze Welt könnte es sehen.

Einiges habe ich getan, um an Drogen zu kommen. Ich habe gezockt, gedealt, vermittelt, geschnorrt und einige Dinge, die ich hier nicht sagen kann, weil sie noch rechtliche Konsequenzen haben können. Und ja, ich bin auf den Strich gegangen.

Da merke ich das Gefühl wieder. Oh nein, du darfst das Letzte nicht öffentlich sagen, weil dann bist du schmutzig. Das ist ja das Allerletzte, was man tut. Dabei fühle ich mich ja gar nicht schmutzig deswegen, Übrigens wirst du selbst unter Konsumenten so gewertet. Anschaffen geht gar nicht, nen Laden überfallen ist aber okay. Krass oder.

Jetzt frage ich mich aber ernsthaft, warum habe ich kein Problem damit zu sagen, dass ich Drogen verkauft habe, wo Menschen dran gestorben sein könnten, wo ich nicht weiß, ob der Gegenüber volljährig war.
Oder das ich andere Leute/Kaufhäuser abgezockt habe, die ich damit geschädigt habe?

Sind das Dinge, die besser sind. Ne oder?

 

 

Drogen sorgen dafür, dass du echt alles tust, um an Geld zu kommen. Und wenn ich sage alles, dann meine ich alles. Wenn du lang genug drauf bist, zählt für dich auch nur noch der nächste Konsum.
Du denkst da nicht mehr wie ein gesunder Mensch.

 

Ich möchte in meiner Aufklärung und in meiner Erzählung ehrlich sein und auch bleiben. Durch heute ist mir aber aufgefallen, dass Männer scheinbar kein, weniger Probleme damit haben zu sagen, was sie getan haben. Manchmal entschuldigt das ist nur meine subjektive Wahrnehmung, habe ich sogar das Gefühl, das sie dadurch cooler erscheinen. Das sie abgezockt haben, in Gangs waren usw.

 

Frauen habe ich bis jetzt noch nicht so gesehen. Dabei gehen nicht alle anschaffen, aber bei Frauen wird es auch wieder anders wahrgenommen. Selbst wenn sie gedealt, abgezockt usw. haben.

Auch ich als Frau nehme es anders wahr.
Nein, das soll kein Männer gegen Frauen Ding werden. Ich schreibe gerade, was ich fühle um dem Thema, was mich scheinbar noch sehr berührt, näher zu kommen.
Es dann irgendwann auflösen zu können.

Es geht auch nicht darum, dass ich unter anderem  so mein Geld verdient habe.

Da bin ich Save mit. Für mich ist es bis heute besser als die anderen Alternativen.

-Keine Wertung zu anderen Menschen-

Nur für mich persönlich gilt das.

 

Die beste Alternative ist übrigens clean/Abstinent werden. Oder gar nicht erst anfangen.

 

Aber ich habe heute gemerkt, das ich Sorge vor Verurteilung habe.
Ich habe Sorge, dass mein Bild, was sich Leute gemacht haben, was übrigens oft heiliger ist als in real, dass sich das dadurch ändert.
Mal wieder das Thema Stigmatisierung. Was einem immer und immer wieder begegnet. Allerdings hat jetzt ja noch niemand etwas gesagt, außer ich selber, merke ich selber gerade.

Ich glaube allerdings auch, dass das trotzdem der richtige Weg ist, offen darüber zu reden.

 

 

Alle, die nicht auf dem Ponyhof hinterm Mond groß geworden sind, sollten wissen, dass die Finanzierung von den meisten Süchten nicht mal eben von einem Bäckereinjob bezahlt werden können.

Bei Alkohol sieht es da meiner Meinung nach wieder anders aus, warum es vielen Alkoholikern lange möglich ist, im Beruf zu bleiben und den Schein zu wahren.

 

 

 

Mein absoluter Tiefpunkt, der Gedanke eines Überfalls

So war meine Perspektive, als ich in Berlin in U-Bahnhöfen auf de Boden saß und um Geld schnorrte.
So war meine Perspektive, als ich in Berlin in U-Bahnhöfen auf de Boden saß und um Geld schnorrte.

Am Anfang, als ich auf der Straße lebte, war Heroin nehmen für mich undenkbar.
Dann nahm ich Heroin.


Ich sah Menschen sich die Nadel in den Hals schießen und habe gesagt, niemals werde ich das tun. Sollte ich in den Armen nichts mehr treffen, nehm ich einfach nix mehr.
Ja, ne is klar JJ.!
Jeder, der mich mal gesehen hat, sieht sofort die Einstichstraßen überall an meinem Hals. Und so sieht auch mein ganzer Körper aus. Ich habe also nirgendwo halt gemacht.

Und so war es auch mit der Beschaffung vom Geld.
Zuerst reicht ein wenig.
Du bekommst auch noch viel geschenkt.
Dann wird mehr benötigt und man sagt, das und das würde ich aber niemals für Drogen tun.

Weißt du, was das Gefährliche an Drogen ist. Du würdest alles dafür tun. Du bist nachher nur noch diese Droge, sonst nichts mehr.

Ich bin bis heute sehr froh, dass ich am Geldautomaten nicht der alten Frau das Geld aus der Hand gerissen habe, wo ich 1 Sekunde drüber nach gedacht habe, sondern das ich mit einem Mann geschlafen habe, der mir Geld dafür gegeben hat.

Diese Sekunde des drüber Nachdenkens, einen Menschen zu überfallen, hängt mir bis heute nach.
Ich denke oft, Janita, wie konntest du überhaupt darüber nachdenken. Es sitzt bis heute richtig tief. Ich fühle mich schlecht dadurch, bis heute.
An den Mann mit dem ich geschlafen habe, an den denke ich heute nicht mehr.

Da möchte ich gar nicht wissen, ob ich den Absprung jemals geschafft hätte, wenn ich es wirklich getan hätte.

Mein Fazit

Ich verurteile niemanden, der anders zu Geld für Drogen kam.
Darüber zu urteilen steht niemanden zu.

Es muss auch niemand jetzt sagen, ja ich hab das auch getan.
Es muss
niemand, der nicht möchte, darüber reden.
Aber ich muss darüber reden, weil sonst kann ich euch meine Geschichte, meine ganze
Geschichte nicht ehrlich und in Gänze erzählen.
Genau das möchte ich aber, damit man es besser versteht und damit andere diesen Weg nicht gehen.


Darum schreibe ich hier ganz klar, ich bin anschaffen gegangen, solltest du ein Problem damit haben, dann ist es deins nicht meins.

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