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Berlin Besuch - Tag der Ankunft

Ankunfttafel, wo der Zug nach Berlin drauf steht.
Lieber zu früh, als zu spät.

Um 3 Uhr war für mich die Nacht vorbei.
Hatte ich am Vorabend schon alles zusammen gepackt.
Wollte ich doch noch ein paar Minuten haben um zu Duschen, in Ruhe nen Kaffee zu trinken und noch einmal zu kontrollieren ob ich alles dabei hatte.

Außer natürlich das was ich vergessen habe, was einem erst bei der Ankunft auffällt.

 

Mein Zug nach Berlin sollte um 6.22 Uhr in Essen HBF starten.

 

Pünktlich saß ich dann auch mit einem großen Koffer im Zug. Tausend Gedanken waren in meinem Kopf.
Wie ist es nach so langer Zeit alleine nach Berlin zu kommen?
Was erlebe ich dort?
Was sehe und fühle ich?
Wie wird mein Besuch bei der Karuna Family sein?
Kann ich für mein Ehrenamt etwas aus Berlin mitnehmen?

Ja, ich war doch sehr aufgeregt.

 

11.30 kam ich am Berliner HBF an.
Mein erster Weg führte mich zum Ticket Schalter um eine WelcomeCard für 5 Tage zu kaufen.
Die ermöglichte mir für knapp 50€ egal wo in Berlin hinzufahren, ohne Sorge haben zu müssen vor Schwarzfahren.

War das doch ein sehr bekanntes Gefühl in Berlin.
Kein Ticket, keine ruhige Fahrt.

Lach nicht, es ist heute eine absolute Horrorvorstellung für mich, den Ticketkauf oder das Abstempeln zu vergessen. Ich mache mir Kalendereinträge und halte mein Ticket auch 1 Stunde in der Hand, nur damit ich das Abstempeln nicht vergesse. Wenn du jahrelang in Bus und Bahn der unerwünschte Mittelpunkt bei Kontrollen bist, dann macht das etwas mit dir. Immerhin war auch mein erster Gefängnisaufenthalt wegen Schwarzfahren.

 

Der Zoo.....ne, nicht der Zoo.

Das Bild zeigt mich vor dem Bahnhof Zoo in Berlin

Nachdem ich mein Ticket hatte, fuhr ich sofort zum Zoo.


Der Bahnhof, damals für mich so riesig, kommt mir übrigens immer kleiner vor.
Na ja, ich bin ja auch viel größer geworden. Auch im Inneren.

Das Gefühl am Zoo kann man schlecht in Worte fassen.
Du stehst da – clean – und denkst daran, wie es dir zum Schluss hier ging.
Denkst daran, wie du als Jugendliche nach Berlin kamst und es in einer Nacht und Nebel Aktion panisch verlassen hast. Ohne zu wisssen, wo du überhaupt hin sollst. Oder hin kannst.


Wie hilflos du dich damals gefühlt hast, weil niemand dich sieht, obwohl du mitten in einer Großstadt stehst, lebst und schläfst.
Und wenn man dich gesehen hat, war es zu 99% aus nicht freundlichen Gründen.

Irgendwie fällt mir auf, dass ich schon mein ganzes Leben lang irgendwo plötzlich weg musste, ohne es zu wollen.
Das fing schon als Baby an, auch wenn ich mich daran nicht mehr erinnern kann.
Aber das Gefühl begleitet mich bis heute. Kaputtes Urvertrauen ist niemals mehr zu reparieren.
Und wenn die eigene Mutter plötzlich weg ist, dann ist dein Urvertrauen zerstört. Das hat leider Auswirkungen bis an dein Lebensende.

Zurück zur Gegenwart.

Das Bild zeigt die einfahrende S-Bahn von Berlin
Ich liebe sie.

Nun stand ich da, alleine am Zoo, ohne dass ein Mensch, der an mir vorbei lief, von mir, meinen inneren Gefühlen und meinem Leben wusste.

Von außen sah man eine – natürlich wunderschöne – Frau, die über das ganze Gesicht strahlte.

Warum man auf den Zoo guckt und strahlt, fragt ihr euch?
Ich habe es da weg geschafft.
Ich bin clean.
Ich bin stolz.
Ja, ich bin unfassbar stolz in diesem Moment gewesen.
Dazu kommt, ich habe meine Berufung gefunden.
Ich mache heute genau das was ich gut kann. Ich erreiche damit wohnende Menschen und kann damit den Menschen auf der Straße helfen.

Nachdem ich dort einige Zeit zugebracht hatte bin ich weiter zu meinem Hotel am Ku‘damm.
Das war so unwirklich. Du läufst an Schlafstellen unter Brücken vorbei und weißt genau, wie es ist, so zu leben.
Dort zu schlafen.
Dort jedem Wetter und auch jedem Menschen ausgeliefert zu sein.

 

Du weißt, es gibt einen Weg raus, aber ein Rezept, wie, hast du auch nicht.

Denkst du doch selber oft darüber nach, wie du es überhaupt bis hier hin geschafft hast.

 

Ja und dann stehst du vor deinem Hotel.
4 Sterne.

Genau so wirst du auch behandelt.

Du bist ein Mensch mit 4 Sternen.

 

Dabei fühlst du dich eher mit den Menschen verbunden, die in der Gesellschaft oft mit 0 Sternen bewertet werden.

 

 

Dieses Gefühl ist wirklich nicht einfach zu beschreiben.

Ich glaube, dass das auch nur Menschen fühlen können, die in beiden Welten gelebt haben.

 

In der einen Welt lebe ich - mittlerweile-.                                               In der anderen Welt denke ich -immer noch-.

Auf dem Bild sieht man den Sonnenuntergang
Das war mein Ausblick. Auf dem Ku'damm aber totale Ruhe hinten raus.

Das Zimmer wurde mir übrigens von einem Menschen, der mich in meiner Arbeit unterstützen wollte, zur Verfügung gestellt. Danke dafür.

Im Hotel wurde mir dann gesagt, dass ich 3 Stunden früher aufs Zimmer kann, wenn ich möchte.
Gesagt, getan.
Erst einmal frisch gemacht und meinen Kofferinhalt gleichmäßig, im meinen doch sehr geräumigen Hotelzimmer, verteilen.

Als ich mich halbwegs wacher fühlte, habe ich einen Sozialarbeiter von Karuna angerufen, um abzusprechen, wann ich am nächsten Tag bei ihnen sein sollte.

Es sollte am Freitag für mich um 11 Uhr mit Karuna Youth Force los gehen zur Hitzehilfe.

Das halbwegs Wacher war dann doch nur von kurzer Dauer und ich schlief auf dem, ebenfalls echt großem, Bett einfach ein.

So war der erste Tag in Berlin für mich schon rum.


Hast du Fragen an mich, dann schreib sie gerne in die Kommentare oder über die Kontaktfunktion. Dumme Fragen gibt es nicht, nur ehrliche Antworten.

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