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Sichtbarkeit von Unsichtbaren. Ein Buch und meine Reaktion darauf.

Der Beitrag enthält unbezahlte Werbung.

Dierk Borstel, Tim Sonnenberg und Stephanie Szczepanek haben hier ein Buch rausgebracht, was es so meines Wissens nach noch nie gegeben hat.

 

Viele Studenten und auch ich haben daran mitgewirkt, dass das Thema Wohnungslosigkeit und Obdachlosigkeit einmal von allen Seiten beleuchtet wird.

Dass mit betroffenen Menschen geredet wird. Dass sie sichtbar gemacht werden.

Alle Aspekte angeguckt und aufgegriffen werden.

Auf dem Bild ist das Buch. Die Unsichtbaen im Schatten der Gesellschaft.
Das Buch gibt es direkt beim Verlag oder beim großen A zu kaufen. Auch als E-Book erhältlich

 

 

Obdachlosigkeit sozialwissenschaftlich untersucht und nicht nur Glaubenssätze stumpf wiederholt wurden.

Die „Unsichtbaren“ im Schatten der Gesellschaft – Forschungen zur Wohnungslosigkeit und Obdachlosigkeit am Beispiel Dortmund.

Dieses Buch habe ich schon eine Weile hier, auch wenn durch das große C es deutlich länger gebraucht hat.

Eigentlich wollte ich auch schon lange darüber einmal einen Blog schreiben.

Ich muss aber gestehen, ich habe Sorge dem Buch gar nicht gerecht werden zu können, egal was ich hier schreibe.

Bis auf ein paar wenige Seiten ist es von mir gelesen.

Nicht in einem Rutsch, sondern immer, wenn ich den Kopf dafür frei hatte.

Wollte ich das Gelesene doch auch wirklich verstehen und richtig aufnehmen, nicht nur zwischen Tür und Angel schnell überfliegen.

Es ist nämlich nichts für „Überflieger“.

Es ist aber für alle Menschen, die wirklich hinter die Kulissen der gesellschaftlich sichtbaren Obdachlosigkeit gucken wollen.


In das Leben und auch in die verschiedenen Strukturen, Hürden bei Hilfen, dem Verstehen der Ablehnung einiger Angebote, Gruppendynamik und Vielem mehr.
Dem wirklichen Leben in Wohnungslosigkeit und Obdachlosigkeit.
Nicht nur dem geschönten.

Auf dem Bild sieht man, einen Auschnitt des Artikels den ich im Buh geschrieben habe.
Meine Brücke, mein Matratze - Mein Leben ist der Artikel den ich in Zusammenarbeit mit Tim Sonnenberg verfasst habe.

An dieser Stelle muss ich besonders Tim Sonnenberg erwähnen.
Ihn lernte ich nach dem Aktionstag kennen.
An dem Aktionstag sind 80 Studenten in ganz Dortmund unterwegs gewesen, um obdachlose Menschen zu zählen. Ihre Geschichte hören und einfach mit und nicht nur über sie zu reden.

Daran konnte ich teilnehmen, ich wollte aber auch unbedingt den Initiator kennen lernen und so stellte eine Freundin, die zu der Zeit an der Fachhochschule studierte, den Kontakt her.
Ich habe mit Tim einige Stunden zusammen gearbeitet und das gerne, aber als ich dann das Buch las......

Das ist so krass, endlich haben sich Menschen einmal mit uns betroffenen Menschen beschäftigt. Wirklich MIT uns.
Uns angehört.
Nicht nur gesagt;“Der/Die lügt!“

Endlich hat jemand einmal sich die Arbeit gemacht und gefragt, warum wollt ihr nicht in die Notschlafstellen.
Man hat sich auch Notschlafstellen vor Ort angeguckt und -glaube ich- an dem ein oder anderen Mitarbeiterverhalten gemerkt, was wir Betroffenen meinen.


Endlich hat einmal jemand genau geschrieben, warum es einfach nicht stimmt, das niemand in Deutschland obdachlos sein muss.

Es wurde auch verstanden es geht nicht „nur“ um eine Wohnung.

Wenn du eine Wohnung hast, ist alles gut...stimmt eben auch selten.

Und endlich hat jemand auch mal eine Idee. Nicht nur eine sondern einige konkrete Ideen, was man besser oder sagen wir, anders, machen kann.

Und darin kommt das Wichtigste vor: AUGENHÖHE.


Frag den betroffenen Menschen, was er jetzt braucht und erzähle ihm nicht, wie einem kleinen Kind, was jetzt das Beste für ihn ist.

Wir sind Erwachsen, wir haben nur keine Wohnung!


Auch, wenn ich schon lange von der Straße weg bin, werde ich immer Wir und Uns sagen, weil ich mich immer zu ihnen gehörig fühlen werde.
Ihnen näher bin, als ich es je bei wohnenden Menschen bin und sein werde.


Auch ich habe viel gelernt.
Ich spreche heute viele Dinge in meinem Blog, Facebookseite, Instagram an, die für mich ganz klar waren, wo ich nie dachte, dass man das erst erwähnen muss.

Das tu' ich jetzt verstärkt, weil ich in diesem Buch gelesen habe, dass das für wohnende Menschen wirklich nicht so verständlich und selbstverständlich ist.



Z.B. seine Autonomie zu behalten. Das ist für mich so klar gewesen, dass ich es gar nicht erkläre, erzähle. Die möchte doch auch jeder wohnende Mensch behalten und wir haben doch nur noch das!

Ich, als erwachsener Mensch, möchte meinen Willen äußern dürfen, ohne Sanktionen befürchten zu müssen. Darf ich das nicht, gehe ich da eben nicht hin!

Durch die Gespräche mit den Studenten, mit Sozialarbeitern und besonders mit Tim ist mir klar geworden, wie unglaublich einige Dinge die ich erzähle, für wohnende Menschen sind, die für mich aber ganz normal sind.

Ich habe gelernt nicht nur über die „andere“ Seite zu schimpfen, sondern mit Sozialarbeitern und angehenden Sozialarbeitern ins Gespräch zu kommen, um von ihnen mehr Hintergrundwissen ihrer Arbeit zu lernen.
Aber auch um ihnen zu erzählen, was in wohnungslosen, obdachlosen Menschen vorgeht. Um vielleicht einen kleinen Beitrag zu leisten, dass zukünftig Sozialarbeiter, die einfach helfen wollen, nicht irgendwann an Hürden der Bürokratie und den verschiedenen Charakteren der Betroffenen zermürben und ausgebrannt in ihrer Arbeit allein gelassen werden.

Durch dieses Buch haben alle Beteiligten und besonders 2 -leider- getrennte Gesellschaften so viel gelernt und sich ein ganzen Stück angenähert.


Ihr könnt sicher sein, Dierk Borstel, Tim Sonnenberg, Stephanie Szczepanek und die tollen Studenten, dass die betroffenen Menschen diese Beachtung, dieses gefragt und gesehen werden an dem Tag, nicht vergessen werden.

Einige von ihnen waren so ungläubig, das es an diesem Tag wirklich nur um sie ging und man ihnen ernsthaft und unvoreingenommen zugehört hat.

Ja, mir kommen ernsthaft die Tränen.

Und was mich richtig beeindruckt hat, wie ihr die beteiligten Studenten vorher auf den Umgang mit den betroffenen Menschen vorbereitet habt, um so die Belange der wohnungslosen und obdachlosen Menschen zu schützen. Es stand nicht an erster Stelle euer Forschungsprojekt, sondern wir, die Menschen auf der Straße.

Bleibt dran, es wird ein steiniger Weg, aber das wisst ihr und habt ihr schon gemerkt ;)


Und glaubt mir, dass ist noch nicht annähernd das was ich fühle, was ich hier jetzt niedergeschrieben habe.


Ich danke euch allen.
Danke, dass ihr uns seht.
Danke, dass ihr mit uns sprecht.
Danke, dass ihr uns sichtbar macht.

Ich freue mich auf weitere Projekte mit euch.

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