Erst zu wenig, jetzt zu viel?

Ich  habe gerade viel Zeit und muss zu Hausse bleiben, um  vor und nach meiner Operation möglichst gesund zu bleiben.

Die viele Zeit nutze ich unter anderem zum Malen, Blog schreiben.

 

 

Heute hat es mich aber gepackt und ich sortiere aus.

Als ich meine erste Wohnung bekam, in der ich aber nie schlief, hatte ich nicht viel.

Einer der Gründe, warum ich immer widerspreche, wenn das Thema daraus kommt, dass wohnungslose Menschen nur irgendeine Wohnung brauchen.

Das kann man nicht auf jeden anwenden. Alle Menschen sind unterschiedlich. Dazu schreibe ich aber mal ein eigenen Blog.

In meiner jetzigen Wohnung, wo ich seit über 10 Jahren wohne, hat sich das geändert.

Zuerst musste ich alles penibel sauber halten, also wirklich extrem.

Dann kam eine Zeit, in der ich alles sammelte und behielt, was ich finden konnte. Mein Gedanke war, ich könnte es ja irgendwann brauchen. Also muss man das behalten.

Das bekam ich dann auch wieder in den Griff und sofort schlich sich wieder das Gegenteil ein. Ständiges Putzen, extremer Stress, wenn ein Staubkorn zu finden war.

Mit der Zeit hatte ich dann ein Mittelmaß gefunden und seitdem miste ich regelmäßig aus.

Sachen, wo ich nicht sicher bin, kommen in einen Schrank.
Ein Jahr später gucke ich, was ich davon gebraucht habe. Nix. . . dann weg damit.

Ich schmeiße es nicht weg.
Es wird in „Zu verschenken“ - Gruppen gestellt und bis jetzt hat alles einen neuen Besitzer gefunden.
Es gab tolle Gespräche und Begegnungen durch das Verschenken und jeder freut sich.

Heute bin ich meine Abstellkammer und Küchenschränke am Aussortieren.

Das heißt, alles kommt aus dem Regal, meine Wohnung sieht Katastrophale aus.

Wenn ich das in der ganzen Wohnung gleichzeitig mache, sieht es auch Mal 3 Tage so aus. Danach ist aber alles wieder ordentlich und aufgeräumt.

Als ich so mit musikalischer Begleitung von Apulanta, Cheek, Lauri Tähkä, Ellinoora und meiner tollen Stimme, ausräumte dachte ich, früher hättest du niemals aussortiert.

Ich war früher die Besitzerin eines Rucksacks, wo mein Leben drin war. Und 8 Jahre lang war ich die stolze Besitzerin einer eigenen Matratze. Das ist wirklich Luxus gewesen und ich bin heute noch dankbar, dass ich diese Brücke und ihre Bewohner hatte.

Niemals hätte ich irgendetwas von meinem „wertvollen“ Besitz weggegeben.

Mir kommt gerade das erste Mal das Gefühl in den Sinn und Bilder in meinen Kopf, wie ein Müllwagen zur Brücke kam und all unsere Sachen mit Gewalt weggeschmissen wurden. Als ob sie nichts wert währen.
So wie der große Teil der Gesellschaft uns gesehen hat, dass wir und unsere Sachen nicht von Wert wären.

Dieser Teil meines Lebens liegt schon lange hinter mir, aber er ist nicht vergessen und ich möchte auch dafür sorgen, dass er nicht vergessen wird.

Wenn man immer schon in einer Wohnung wohnt, dann sind viele Dinge selbstverständlich.

Für mich sind auch nach über 10 Jahre so viele Sachen nicht selbstverständlich.

• Einfach Duschen gehen oder das Wasser aufdrehen.
  
  
• Einfach mal das Fenster öffnen und besonders wieder schließen können, wenn es zu kalt wird.

• Abends sich in ein warmes und sicheres Bett legen.
  
  
• Die Türe deiner Wohnung schließen und kein Mensch ist mehr um dich, außer du möchtest seine Gesellschaft.
  
  
• Zum Kühlschrank gehen und Essen heraus holen, den Herd anmachen und dir warmes Essen zubereiten, wann immer du möchtest.
  
  
• Den Wasserkocher anstellen, um dir im Winter einen warmen Tee zu zubereiten.
   
•  An deinen Kleiderschrank gehen und Kleidung rausholen. Für das Wetter an diesem Tag passend.

• Und noch so unendlich viel, was so oft als selbstverständlich angesehen wird, nicht geschätzt wird.

Sei dankbar dafür, es ist nicht selbstverständlich, auch wenn viele glauben, nur andere Menschen werden wohnungslos oder geraten in Not.

Weißt du noch, als das Toilettenpapier plötzlich nicht mehr so einfach im Laden zu kaufen war?

So schnell kann es gehen.

Schätze, was du hast, und fokussiere dich nicht darauf, was du nicht hast.

Ach ja, und bleib sauber ;)